Theo R. Payk – Das Böse in uns – Über die Ursachen von Mord, Terror und Gewalt – Patmos-Verlag – Rezension
In seinem Buch „Das Böse in uns – Über die Ursachen von Mord, Terror und Gewalt“ beschäftigt sich der Autor Theo R. Payk mit den unterschiedlichen Ausformungen „des Bösen“ und damit, was das Böse eigentlich ist und woher es kommt. Payk ist Psychiater und Psychotherapeut und nimmt in seinem Werk sowohl die psychologischen bzw. neuronalen Aspekte dieser Thematik auf, als auch die sozialen und historischen. Das Buch ist 2008 im Patmos Verlag erschienen. Sehr sachlich und in 6 große Kapitel strukturiert, zeichnet Payk das Bild des Bösen, welches er unter Darstellung verschiedener historischer Massen-und Seriengräultaten beginnt. Erklärungsansätze sind nach seinen Darstellungen in der hirnphysiologischen Anomalien, gekoppelt mit soziokulturellen Entwicklungserfahrungen zu finden. Der Autor macht deutlich, dass es nicht „das Böse“ gibt. Es lässt sich wissenschaftlich in unterschiedliche Täterkreise mit unterschiedlichen Motivationen und davon abhängigen Folgen unterteilen. Interessant ist die Ambivalenz, die Payk in seinem Buch an mehreren Stellen herausstellt. Das Böse wird von der Gesellschaft als Böse wahrgenommen, wenn niederschweflige Absichten mit dem Bewusstsein, dem anderen Leid zuzufügen, dahinterstehen. Ist zwar die Tat dieselbe, hat aber einen anderen Beweggrund, wird dies nicht als das Böse verurteilt, sondern ruft Mitgefühl und Mitleid hervor.
Das böse hat eine lange Historie. Früher ließen sich Katastrophen mit der Naturgewalt und dem Unerklärlichen erklären, nach und nach wurde, vor allem auf Bestreben der Kirche, das Böse personifiziert. Dies galt zur Rechtfertigung weiterer Gräueltaten, die jedoch „im Guten“ beabsichtigt waren, beziehungsweise verargumentiert wurden.
Dass Ideologien auch heute noch hinter Gewalttaten stehen, habe sich nicht verändert. Jedoch hat sich die Form verändert, da dem Menschen heute andere Möglichkeiten zum Verüben des Bösen zur Verfügung stehen. Auch greift der Autor den Unterschied auf, der sich hierbei zwischen den Präferenzen der Männer und Frauen, ergibt, was die Gewaltverbrechen und das Ausleben der Aggressionen anbelangt.
Der Autor schließt sein Buch mit dem Kapitel der psychologischen Hintergründe, sowie der Faszination des Bösen auf Drittpersonen. Damit gelingt es ihm zum einen auch den Wunsch nach psychologischen und neurologischen Erklärungen für die vorangegangenen Schilderungen der Gräueltaten zu erfüllen, als auch zum anderen die Rundum-Perspektive auf „das Böse“ zu schaffen.
Das Buch ist aufgrund der Masse an Informationen über unterschiedliche Gewaltverbrechen, die zur Veranschaulichung seiner Inhalte dienen, keine leichte Kost. Auch mutet der Bereich über die historischen Gräueltaten sowie die unterschiedlichen Facetten als sehr lang an. Ab dem Kapitel über die Erklärungansätze des Bösen hat mich der Autor jedoch wieder mehr mitgenommen und mir neue Informationen gegeben. Daher denke ich, dass sich das Buch kürzer fassen lässt unter gleicher Inhaltsvermittlung. Insgesamt finde ich das Werk interessant aufgebaut und kann es den Leser:innen empfehlen, die einen stabilen Magen haben und gerne auch mal einen Thriller lesen.