Imagination als heilsame Kraft im Alter – Luise Reddemann, Lena-Sophie Kindermann und Verena Leve – Clett Cotta – Rezension

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Um die Thematik „Imagination“ zu beleuchten, haben sich drei Fachkräfte als Autorinnen zusammengetan, die ihre umfangreichen Erfahrungen aus verschiedenen Bereichen (Medizin, Psychologie, Pschotherapie, Philosophie und Wissenschaft) einfließen lassen und dadurch einen umfassenden Einblick ermöglichen.
Von den insgesamt zehn Kapiteln können Kapitel eins, vier und sechs als der Theorieteil bezeichnet werden. Darin wird kurz und prägnant auf die Definition und die positive Wirkung von Imagination hingewiesen und das allgemeine Ziel, Ressourcenorientierung, deutlich gemacht. Das Thema „Alter und Altern“ im Sinne von entsprechenden Theorien und Entwicklung wird außerdem erläutert. Die weiteren Kapitel stellen den Übergang zum bzw. den eher praktisch ausgerichteten Teil da, in dem es um die Durchführung und die Erfahrungen aus der Anwendung geht. Es erfolgt somit ein recht guter Wechsel zwischen „Theorie“ und„Praxis“.
Im Kapitel zwei erfolgt die konkrete Vorstellung der vier Grundübungen für die Imagination (zum Beispiel „Innerer sicherer Ort“ und „Achtsamkeitsübung“) mit dem deutlichen Hinweis, dass diese auf die Personen und Situationen angepasst werden können, was in den letzten Kapiteln nochmals aufgegriffen und vertieft wird. Damit bekommen Fachkräfte/Betreuende ihr „Arbeitsmaterial“ an die Hand.
Einen wichtigen Abschnitt stellt Kapitel drei dar, weil darin drei Fallbeispiele vorgestellt werden (es sindPersonen mit ganz unterschiedlichen Themen/Belastungen). Es wird kurz darauf eingegangen, um welche Problematik es jeweils ging (beispielsweise Schmerzen), wie die Therapeutin die Personen an die Imaginationsübung(en) heran geführt hat und welches „Ergebnis“ die Personen für sich fanden. Am Ende jedes Fallbeispiels gibt es einen Abschnitt (durch kursive Schrift vom anderen Schreibstil etwas abgehoben), in dem die Therapeutin ihr Fazit und die gefundenen Ressourcen mitteilt. Der Leser/die Leserin erhält damit einen praktischen Einblick in die Imaginationsarbeit und deren mögliche positive Auswirkung (allerdings erst nach mehrfacher Durchführung).
Im fünften Kapitel wird auf eine Studie zur imaginativen Arbeit mit älteren Menschen eingegangen (von einer der Autorinnen als ihre Abschlussarbeit des Studiums zur Psychologin). Obwohl die wichtigstenInformationen (Fragestellung, Ziele, Vorgehensweise und Ergebnisse) mitgeteilt werden, hätte eine Grafik oder Tabelle mit Aspekten der Studienteilnehmer und den Ergebnissen die reine Textform unterbrochen und zum besseren Verständnis beigetragen. Aus der Studie wurden zwei Fallbeispiele herausgegriffen, die Herangehensweise und das Ergebnis mitgeteilt. An dieser Stelle wäre die Wiedergabe des „ganzen“ Ablaufs (im Sinne eines Interviews), vorallem das Vorgehen der Therapeutin (was hat sie wann und wie angeregt) für Fachkräfte/Betreuende, die sich mit der Imaginationsarbeit (intensiver) auseinandersetzen oder diese ausprobieren wollen, wünschenswert und hilfreich gewesen.
In den Kapiteln sieben, acht und neun wird auf verschiedene Herausforderungen/Probleme für die Arbeit mit älteren Menschen hingewiesen (verschiedene Barrierren, Ablehnung, usw. ) und auch auf eher spezielle Ressourcen eingegangen (u. a. Weisheit, Narrheit, Annäherung an den Tod). Diese Erfahrungen können sich nur durch langjährige Anwendung ergeben, welche nun erfreulicherweise an Interessierte bzw. Fachkräfte/Betreuende weiter gegeben werden.
Zum Abschluss wird in Kapitel zehn aus der Zeitgeschichte ab 1930 berichtet, mit Hinweisen auf Bücher und Filme, die die Geschnisse dieser Zeit gut widerspiegeln und verständlich machen. Vorallem für jüngere Leser/Leserinnen aber auch Fachkräfte/Betreuende können diese Aspekte für ihre Arbeit mit Älteren wichtig sein, um zu wissen, wie es diesen früher (er-)ging. Die Hauptautorin bringt sehr authentisch auch eigene Erfahrungen und Erinnerungen an frühere Zeiten ein (z. B. Wanderungen mit dem Vater in Verbindung mit Pflanzenkunde, die er an sie weiter gab).
Zusammenfassend ist das Buch gut strukturiert und verständlich geschrieben. Der interessierte Leser/die interessierte Leserin erhält wichtige theoretische Grundlagen und vor allem praktische „Erfahrungsschätze“.
Auch wenn es um die Imaginationsarbeit im praktischen Sinne geht, wird dieses sehr theroretisch
abgehandelt. Merksätze, Schlagwörter, eine Grafik oder ähnliches hätten eine Auflockerung ermöglicht und zu einem angenehmeren Lesen beitragen können.
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