Wolfgang Wöller – Psychodynamische Psychotherapie – Schattauer-Verlag 2022 – Rezension
Es ist allgemein bekannt, dass in der Psychotherapie Ressourcen eine bedeutende Rolle spielen. Dieser Bedeutung wird das folgende Lehrbuch, ein zeitgemäßes und praxisnahes Standardwerk, mehr als gerecht, ein Buch, das bezüglich der psychodynamischen Psychotherapie erfrischenderweise den Fokus auf Ressourcen legt, basierend auf der Frage, wie Ressourcen aktiviert und für die tiefenpsychologische Therapie genutzt werden können. Dabei gelingt es dem Autor in klaren Worten darzulegen, dass die Prozesse der Ressourcenorientierung sehr gut mit der psychodynamischen Theorie und den tiefenpsychologischen Therapiekonzepten vereinbar sind.
Begrüßenswert finde ich, dass der Autor, ein Psychiater, Neurologe und Psychoanalytiker, sehr klar und verständlich schreibt und strukturiert und übersichtlich in die einzelnen Themengebiete einführt.
Das Buch beginnt nach einem Einleitungskapitel mit einem kurzen Abriss über die geschichtliche Entwicklung der psychoanalytischen Theorie. Dabei werden wichtige Meilensteine der tiefenpsychologischen Entwicklung gestreift, mit prägenden Personen wie Freud, Janet, Ferenczi, Hartmann, Balint, Kernberg, Kohut und Klein.
Gegenstand des anschließenden Kapitels bilden die ressourcenbasierten Grundlagen der psychodynamischen Therapie. Dazu stehen im Fokus sowohl die positive Emotionalität und die darauf aufbauende Ressourcenaktivierung, der Einfluss der Beziehungsrepräsentanzen, also der inneren Beziehungsrealitäten, auf das Denken, Fühlen und Verhalten des Menschen, als auch interessante neuere Themen wie Embodiment und Synchronie-Bildung.
Nach einem Kapitel über Diagnostik und Therapieplanung folgt ein wichtiger Ausflug über die ressourcenbasierte psychodynamische Beziehungsgestaltung in der tiefenpsychologischen Behandlungsarbeit. Sehr gut gefällt mir dabei auch ein Unterkapitel mit dem Bezug zur Natürlichkeit des Therapeuten im therapeutischen Kontext. Ein wichtiges und oft stiefmütterlich vernachlässigtes Thema. Schon Freud hatte betont, dass es wichtig sei, im Kontakt mit den Patienten menschlich zu sein.
Das sich anschließende Kapitel „Unbewusstes bewusst machen“ beinhaltet Themen wie die Förderung von Einsicht, Abwehranalyse, Konflikt- und Übertragungs-Deutung.
Im nachfolgenden Kapitel elaboriert der Autor über ressourcenaktivierende Interventionen zum Aufbau und zur Stärkung von Ich-Funktionen, zur Stärkung der Mentalisierungsfunktion und Methoden zur Emotionsregulation.
Das letzte Kapitel ist hauptsächlich den Therapeuten gewidmet mit Themen wie Stress, Regulationsbedürfnisse und Gegenübertragung des Therapeuten.
Fazit: Ein Buch, dem es gelungen ist, die Grundlagen des psychoanalytischen Wissens, der empirischen Psychotherapieforschung als auch den Befunden moderner Neuro- und Entwicklungswissenschaften sinnvoll mit Konzepten der Ressourcenarbeit zu verbinden.
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