Verena Kast – Vom Interesse und dem Sinn der Langeweile – Walter-Verlag – Rezension
Das Buch Vom Interesse und dem Sinn der Langeweile behandelt drei große Gebiete:
- Interesse
- Neugier
- Langeweile
Diese Begriffe werden zuerst näher erläutert und in weiteren Kapiteln näher beschrieben und mit unterschiedlichen Fragestellungen verknüpft, u.a. z.B. das Interesse an sich selbst bis hin zur narzisstischen Störung, Interesse und Komplexe, Fantasie und Interesse u.v.m.
Zuerst werden die Emotionen Interesse und Langeweile gegenübergestellt, bzw. die Langeweile als eine der produktivsten Emotionen dargestellt. Verena Kast meint, wirkliches Interesse sei ein Lebenselixier.
Die Neugier hingegen bezeichnet sie als Eingangspforte für das positive Interesse. Es kommt dadurch zur Exploration. Sie geht weiters auf die Sozialisierung und die Bindungstheorie ein und bringt das Beispiel, dass ängstliche Familien weniger Neugier zulassen und diese damit das Erforschen der Welt durch das Kind hemmen.
Der Begriff Faszination bedeutet lt. Kast ein gesteigertes Interesse.
Im ganzen Buch gibt es sehr spannende und bereichernde Vernetzungen mit dem Gedankengut von C.G. Jung, Erich Fromm und z.B. auch Soeren Kierkegaard.
Sehr ausführlich wird auch das Thema Interesse in Beziehungen behandelt – zusammen mit den Themen Nähe und Distanz.
Auch das Interesse von Kindern, das sich erst einmal nach den Interessen der Eltern richtet und wo sich erst oft in der Pubertät offenbart, ob es wirklich die Interessen des Kindes sind, ist ein wichtiger und interessanter Aspekt. Auch Beispiele aus der Paartherapie bzw. -beratung werden angeführt.
Bei der Neugier wird v.a. auch das Thema der Schnelllebigkeit unserer Zeit aufgegriffen. Hier kommt als Gegenpol der Langeweile die Fantasie ins Spiel. Weiters wird die Langeweile in die relativ banale Langeweile und die existentielle Langeweile gegliedert. Hier kommt Nietzsche mit dem Gedanken, dass der Blick auf den Gewinn, der in der Langeweile verborgen ist, gelenkt werden sollte, ins Spiel.
Ein weiteres Kapitel ist der Imagination gewidmet – mit den Fragen „Wo finden wir unsere Freude am Leben? – In einem Bild, in einem Tanz,… „Wann fühlen wir uns ergriffen?“ und „Wofür lohnt es sich zu leben?“
Fazit: Das Buch ist meiner Meinung nach sehr gut geeignet, um sich mit den großen Themen Interesse und Langeweile auseinanderzusetzen. Die Verknüpfung mit dem Gedankengut von Philosophen finde ich sehr anregend. Besonders interessant finde ich auch den Aspekt der Langeweile, die in unserer Gesellschaft nicht sehr erwünscht ist. Auch das Thema Sinn, das gerade heute so wichtig ist, nachdem es so viele Suchende gibt, zieht sich durch das Buch.