Ulrike Anderssen-Reuster und Michael von Brück – Buddhistische Basics für Psychotherapeuten – Schattauer – Rezension

Im Buch von Ulrike Anderssen-Reuster und Michael von Brück treffen sich Psychotherapie und Buddhismus. Eine Kombination bei der, wie so oft zwei Themen vereint werden, die getrennt scheinen, aber eigentlich zusammenarbeiten könnten. Denn die zwei Bereiche haben sich dem gleichen Thema verschrieben – das Leiden der Menschen zu mindern. Wieso also nicht aus beiden Herangehensweisen hilfreiche Elemente für maximale Erfolge nutzen? Genau das versucht das Autorenduo mit ihrem im Jahr 2022 bei Schattauer erschienenen Buch Buddhistische Basics für Psychotherapeuten.

Die Autoren helfen der Leserschaft sich der Thematik des Leidens der Menschen aus einem anderen Blickwinkel als dem „typisch westlichen“ zu nähern. Der erweiterte Blick ermöglicht es den Lesern und Leserinnen sowohl für das eigene Leben dazuzulernen als auch eine erweitere Sichtweise auf die Herausforderungen ihrer Patienten und Patientinnen zu erhalten. Achtsamkeitsmeditationen sind heute schon weitgehend bekannt und doch sind die komplexen Grundlagen der buddhistischen Lehre im psychotherapeutischen Feld weitgehend unbekannt. Anderssen-Reuster und von Brück schaffen es diese Grundlagen greifbar zu machen und vielleicht manchen PsychotherapeutInnen die Skepsis vor der ein oder anderen Methode zu nehmen.

In 12 Kapiteln leiten die Autoren von der buddhistischen Geschichte, bis hin zu den Themen der Erkenntnis und Selbsterkenntnis. Zu Beginn wird in die zentralen Themen des Buddhismus eingetaucht, bevor es sich dann vertieft um das Thema des Leidens an sich und wie man es beenden kann geht. Spannend ist die Betrachtung des Themas Bewusstsein und auch die Frage nach den Ursachen des Leidens und welche Rolle der oder die „Betroffene“ dabei selbst einnimmt.

Ein weiteres Kapitel widmet sich der Frage nach Wirksamkeit von Meditation und Achtsamkeit. Der Verzicht auf diese wertvollen Techniken aufgrund mangelnden Wissens in der psychotherapeutischen Praxis wäre, wie die Autoren betonen, bedauerlich. Nachfolgende Kapitel betrachten beispielsweise das Verhältnis von Psychoanalyse sowie Verhaltenstherapie und Buddhismus.

Die Autoren betonen, dass dem Leser der Blick über den eigenen (professionellen) Tellerrand hinweg, die Furcht vor Sinnfragen oder spirituellen Themen der Klienten in den Therapiesitzungen nehmen kann. Sie sensibilisieren dafür, dass viele psychotherapeutische Elemente eigentlich aus dem Buddhismus stammen und dass es hilfreich ist, z.B. Achtsamkeit, Meditation und Mitgefühl in ihren Ursprüngen zu erfassen. Wie so oft passen alte Weisheitstradition und moderne Wissenschaft sehr gut zusammen, wenn man sie passend und ausgewogen kombiniert. Je tiefer man in die Thematik eintaucht, und das stellen die Autoren heraus, erkennt man, dass buddhistische Herangehensweisen durchaus wissenschaftlich begründet und durch moderne Forschungen belegt sind.

Das abschließende Kapitel über Erkenntnis und Selbsterkenntnis wird abgerundet durch kurze praktische Übungen. Ein schöner Zusatz des Buches ist der mögliche Download der Übungen als Audiodateien über die Homepage des Verlages. Der Same ist somit durch dieses Buch gesät und jeder darf nun selbst entscheiden, welche Aspekte der buddhistischen Tradition in der eigenen Arbeit Früchte tragen dürfen.

Fazit des Buches ist, dass Psychotherapie und Buddhismus deutlich besser zusammenpassen, also vielleicht vermutet. Es ist jedoch ein ziemlich gehaltvolles Buch, dass mit seinen knapp 300 Seiten nur in kleinen Häppchen gut zu verdauen ist. Es ist kein reines Praxisbuch und dient schon gar nicht als Abendlektüre, da es sehr detailliert ist und sich oft in Komplexität verliert. Man erkennt den großen Wissens- und Erfahrungsschatz der Autoren und die Herausforderung diese in einem Buch für „Neulinge“ zu verpacken. Denn es ist ein Buch mit kurzen Unterkapiteln, die viele Themen sehr knapp anreißen, bei dem die Leserschaft an der ein oder anderen Stelle überfordert sein könnte, wenn es z.B. auf einer einzigen Doppelseite um die fünf Hindernisse auf dem Weg zu Befreiung, die sechs Sinnesgrundlagen des Bewusstseins, fünf Faktoren der Wahrnehmung und die sieben Erleuchtungsglieder geht. Für wirklich tiefgründig Interessierte in heilenden Berufsgruppen ist es geeignet, um tiefer in die Ansätze des Buddhismus einzusteigen und neue Sichtweisen auf einen Umgang mit menschlichem Leiden zu erhalten.