Sander, Klaus & Ziebertz, Torsten – Personzentrierte Beratung – Ein Lehrbuch für Ausbildung und Praxis (2. Auflage) – Beltz-Verlag – Rezension

Im Buch Personzentrierte Beratung – Ein Lehrbuch für Ausbildung und Praxis werden in der überarbeiteten 2. Auflage viele Übungs- und Gesprächsbeispiele vorgestellt, die durch die Praxiserfahrungen der beiden Autoren und die Vertiefungsangebote „Klientzentrierte Gesprächsführung“ an der Hochschule Düsseldorf ein gutes Fundament haben. Die überarbeitete Fassung ergab sich aus den Weiterentwicklungen der letzten 10 Jahre.

Es enthält viele Fallbeispiele und Gesprächssequenzen aus unterschiedlichen Quellen, wie z.B. Gespräche zwischen Berufspraktiker:innen, Gespräche mit Klient:innen oder auch die Vorgehensweisen in der Gesprächsführung aus einem an der FH durchgeführten Training mit Schauspielern.

Die Autoren gehen als Grundlage für alles Weitere auf das anteilnehmende, mitfühlende Verstehen, das am Anfang jeder Beratung steht und für die Klient:innen hilfreich ist, ein. Voraussetzung dafür ist eine Offenheit der Berater:innen und die Fähigkeit, mitzuschwingen.

Das Buch ist gut aufgegliedert und beginnt mit dem Kapitel 1 „Was ist Beratung?“
Hier wird gut erklärt, warum der Beratungsbedarf in unserer Zeit steigt und dass dieser nicht nur aus der Not heraus, sondern oft auch aufgrund der vielen Möglichkeiten, im Leben zu wählen, als Begleitung und Erweiterung und damit letztendlich auch als Prävention gesehen werden kann. Hier greifen Begriffe wie z.B. Coping, Resilienz und Empowerment.

Auch die Abgrenzung zur Therapie wird herausgearbeitet und weiters verschiedene Arten von Beratungsfällen und -verläufen dargestellt.

Kapitel 2 befasst sich intensiv mit der Personzentrierten Beratung und ihrem Gründer Carl Rogers. Auch hier wird auf neueste Forschungen und Erweiterungen eingegangen. Viele Gesprächsbeispiele bringen näher, was unter einem Prozesskontinuum zu verstehen ist und zeigen parallel auf, wie verschiedene Begriffe von Rogers auf andere Konzepte und Lehren umzusetzen sind, wie z.B. Echtheit (Rogers) als Übereinstimmung zwischen Beziehung und Inhalt (Watzlawick).

Kapitel 3 geht noch näher auf die Personzentrierte Beratung ein. Hier werden auf 110 Seiten verschiedene Beratungsprozesse, wie z.B. im Kontext Älterwerden oder Kulturunterschiede bzw. Ängste einer Krebspatientin vor einem Rezidiv und anderer relevanter Beratungsthemen dargestellt und ermöglichen den Leser:innen, sich ein gutes Bild zu machen und in den Beratungsprozess einzutauchen. Dabei werden die Gesprächsverläufe wortwörtlich wiedergegeben und dazwischen sind erklärende Worte, warum die jeweilige Intervention gesetzt wurde. 

Kapitel 4 beschäftigt sich mit Unproduktiven und produktiven Beratungsprozessen.
Diese Punkte werden auf Basis des sich durchziehenden Berater-Ausbildungsprojekt beleuchtet.

Es geht um angemessene und unangemessene Passungsverhältnisse von Klient:innen und Berater:innen, um Vorgehensweisen, Methoden und Zielsetzungen von Berater:innen und Therapeut:innen, die oft nicht mit dem „beabsichigten Wunschziel“ bzw. den Erwartungen der Klient:innen übereinstimmen. Dies wird anhand einiger Beispiele sehr anschaulich dargestellt. Auch der fehlenden Anteilnahme durch die Berater:innen ist ein Punkt gewidmet. Auch hier gibt es Beispiele, die nicht so gut liefen und andere, die gut liefen, was sehr hilfreich ist.

Kapitel 5 hat den Titel „Wie erleben Beraterinnen und Berater ihre Gespräche?“

Hier wird ein supervisorischer Blick auf die verschiedene Beratungsgespräche der überwiegend jungen Studierenden geworfen, und es kommt sehr deutlich die Wichtigkeit der individuellen Beraterpersönlichkeit und die Entwicklung des eigenen Beratungsstils hervor.

Fazit: Das Buch ist gut gegliedert und durch die vielen Aufzeichnungen von Beratungsbeispielen können sowohl Berater:innen, die am Anfang stehen als auch jene, die schon Erfahrung haben und sich aber in Bezug auf den personzentrierten Ansatz spezialisieren wollen, viel profitieren.