Therapie Tools Resilienz – Bea Engelmann – Beltz – Rezension

Resilienz ist heutzutage ein Attribut, mit dem sich der Mensch gerne auszeichnet, um gesund und leistungsstark zu wirken und dem potenziellen Arbeitgeber in der Bewerbung zu signalisieren, dass man Herausforderungen liebt und mit den täglichen Anforderungen (des Lebens) locker umgehen kann. 

Umso komischer ist es, dass das Wort Resilienz ursprünglich gar nicht aus dem humanmedizinischen Bereich kommt, sondern vielmehr in der Wertstoffkunde und der Physik entstanden ist, um die Eigenschaft eines Materials zu beschreiben, welches seine ursprüngliche Form nach einer äußeren Einwirkung schnell wieder zurückgewinnt. 

Wie wir in unseren kleinen und großen Krisen „unsere Form bewahren“ können und weshalb Krisen auch wichtige Chancen und notwendig für unsere Entwicklung als Mensch sind, zeigt uns Bea Engelmann in ihrem Buch „Therapie Tools Resilienz“, 2. Auflage 2019 , erschienen im Beltz Verlag. 

Das Übungs- bzw. Arbeitsbuch ist in sieben Kapitel unterteilt, welche die sieben Säulen der Resilienz laut Engelmann ausmachen. Angelehnt sind diese an die 10 „Life Skills“, die die WHO 1994 als Lebenskompetenzen definiert hat sowie an Resilienzmodelle anderer herrschender Meinung, was Engelmann am Anfang Ihres Buches übersichtlich darstellt. 

Engelmann sieht 

  • die Empathie, 
  • die Selbstwahrnehmung, 
  • die Lebensfreude, 
  • die Selbstwirksamkeit, 
  • die Selbstbestimmung, 
  • den Optimismus und 
  • das Coping 

als die Basiseigenschaften für Resilienz, sodass zu diesen Themen kapitelweise Übungen erfolgen. Diese stellt Engelmann vereinfacht dar, sodass die jeweiligen Eigenschaften ihren Bezugspunkt der Resilienz nicht verlieren.

Die Kapitel sind gleichermaßen logisch strukturiert aufgebaut. Zu Beginn eines jeden Kapitels erfolgt eine kurze Einführung, weshalb diese Eigenschaft einen Teil der Resilienz bildet. Mithilfe eines Fragebogens kann dann der/die  Therapeut:in/ Coach für sich überprüfen, wie seine/ ihre Einstellung zu diesem Bereich gerade ist und ob somit unvoreingenommen mit dem Klienten gearbeitet werden kann. Daran schließen sich verschiedene Fragebögen für den Klienten zur Bearbeitung an, die helfen sollen, die verschiedenen Aspekte dieser Resilienzeigenschaft zu beleuchten. So gibt es freie Assoziationsübungen, wie bspw. die Gedankenblume, das Interpretieren von Bildern oder auch Aufforderungen, eigene Bilder zu entwickeln. Zudem werden Fragebögen über aktuelle und vergangene Ereignisse im jeweiligen Licht des Resilienzfaktors bereitgestellt, die unterstützen, auch ggf. kleine Erfolge wahrzunehmen. Skalierungsfragen regen dazu an, die eigenen Maßstäbe zu hinterfragen und die Reflexionsfragen zeigen nicht nur, wo noch Potenzial ist, sondern auch die Teilbereiche, in denen Ressourcen bereits bestehen. Engelmann stellt in jedem Kapitel auch Arbeitsblätter bereit, die als „Gedankenanker“ fungieren sollen. Am Ende eines jeden Kapitels wird der Klient zum Resümee über das Gelernte im jeweiligen Kapitel eingeladen, um seine Erkenntnisse präzise zusammenzufassen. 

Das Arbeitsbuch hilft also bei der Reflexion sowie bei der Überprüfung des Realitätsgehaltes der eigenen Glaubenssätze durch seichte Fragen. Formuliertes Ziel von Engelmann ist es, dadurch nicht nur die Resilienz ausbilden zu können, sondern auch ein starkes Selbst zu bilden. 

Mir gefällt dieser logisch strukturierte Aufbau, da er durch seinen Wiedererkennunsgwert die Arbeit mit dem Klienten vereinfacht. Des Weiteren sind die Übungsblätter sehr vielfältig, wodurch  die Arbeit auch mit den Klienten ermöglicht wird, die weniger einen Bezug zu sich haben und die persönlichen Fragen nicht beantworten können, jedoch Zugang über die freien Assoziationen und deren geforderte Begründung finden. 

Auch wenn dieses Arbeitsbuch leicht verständlich geschrieben und aufgebaut ist und es zur Arbeit damit keines psychologisch fundierten Fachwissens bedarf, empfiehlt es sich doch, dieses nicht für sich zu bearbeiten, sondern in Zusammenarbeit mit einem Coach, Therapeut:in o.ä.. Dieses Buch hilft, den Status quo zu erfassen, lässt jedoch Anregungen zur Veränderungen oder Anregungen, um überhaupt an den Punkt zu kommen, um mit dem Buch arbeiten zu können, wenn es in einem der Bereiche schlechter, als Engelmanns´ Ausgangsniveau steht, vermissen. Dann tut man sich alleine schwer, diese Fragen zu beantworten. 

Inwiefern es tatsächlich Ergebnisse in der persönlichen Resilienzsteigerung erzielt, hängt von der Bearbeitungsweise ab. Am effektivsten kann dieses Buch meiner Meinung nach genutzt werden, wenn die gewonnen Erkenntnisse besprochen und daraus neue Handlungsideen abgeleitet werden. 

Dieses Werk hilft, um einen Überblick über die jeweiligen Resilienzfaktoren zu erhalten und erste Anhaltspunkte zu finden.