Björn Süfke – Männerseelen. Ein psychologischer Reiseführer. – PATMOS Verlag, 3. Auflage 2008 – Rezension
Das heute, im Jahr 2023 zu besprechende Buch, ist laut Impressum die 3. Auflage aus dem PATMOS Verlag aus dem Jahr 2008. Auch wenn das Buch schon etwas älter ist, so hat es doch nichts an Wahrheitsgehalt eingebüßt und ist noch immer ein wunderbarer Wegweiser zum Thema “Männlichkeit”. Die durchwegs behutsame Herangehensweise bereits in der Einleitung, läßt den geneigten Leser neugierig werden was da wohl als nächstes in den folgenden Kapiteln kommen wird. Beim Lesen des Buches kommt der Verdacht auf, dass Björn Süfke nicht nur aus seiner psychologischen Praxis mit dem Schwerpunkt Psychotherapie bei Männern erzählt, sondern vermutlich auch von sich selbst. Vorzugsweise, wenn es um wirklich heikle Themen geht, wie zum Beispiel Mobbing, Ausgrenzung und fehlende Beachtung. Dieser Eindruck mag Subjektiv sein, drängt sich aber auf – der Mann weiß wovon er erzählt; vermutlich aus eigenen Erfahrungen als Junge und später als Mann.
Das so viele Männer betreffende Thema der Vaterentbehrung, wird gut nachvollziehbar erläutert. Und damit auch eine Kernthematik der männlichen Geschlechterproblematik: woran sollen sich Jungen in Bezug auf Männlichkeit orientieren, wenn der Vater gar nicht verfügbar ist, nicht anwesend ist? Manchmal mag der Vater zwar körperlich anwesend sein, ist jedoch oftmals emotional abwesend. Dass emotionale Präsenz enorm wichtig ist, wird im Buch sehr gut vermittelt. Interessant und aufschlußreich sind die immer wieder zwischen den Erklärungen eingefügten Beispiele aus seiner psychotherapeutischen Praxis. Auch die mitunter zum Schmunzeln anregenden überspitzten ironischen Zitate aus der täglichen Praxis nehmen dem durchaus ernsten Thema ein wenig die Schwere. Sie wirken manchmal wie eine paradoxe Intervention auf den Leser. Wenn die Wirkung des humorvollen Beschreibens in ein Lächeln des Lesers mündet, so erkennt man sicher selbstkritisch: “Das kenne ich von mir”, oder “Das kenne ich von meiner Parttnerin”.
Erlauben Sie mir ein Wortspiel: Björn Süfke zu lesen, kann sehr süffisant sein.
Die jeweils passend gewählten Praxisbeispiele sind kurz und prägnant gehalten, reichen auch aus, um die jeweilige Thematik punktgenau zu beschreiben – oftmals mit einem ironischen Augenzwinkern. Positiv zu erwähnen ist auch, dass einige Fachbegriffe nicht nur im Glossar erläutert werden. Sondern auch hervorgehoben in einem Rahmen, bevor sie im weiteren Text benutzt werden. Beim Hauptthema “Männlichkeit”, scheut sich der Autor auch nicht die weibliche Sicht darauf zu beschreiben. Dies eröffnet den Raum für weitere Erkenntnisse und Aha-Erlebnisse fast spielerisch. Herr Süfke spricht auch als Therapeut von eigenen Unsicherheiten in seiner täglichen psychotherapeutischen Praxis während der Sitzungen – das verdient Respekt!
Resümee: Dieser humorvoll geschriebene Reiseführer durch das unbekannte “Land des Mannes” ist durchwegs zu empfehlen. Sowohl für Männer, als auch für Frauen.
